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DER HUND IN UNSEREM BAUCH

Autor: Lars Debbert

 

Alles was wir tun und entscheiden wird klarer mit dem Wissen das wir im Spannungsfeld von zwei Gehirnen Denken, Handeln, Entscheiden. Unser altes Gehirn sitzt im Darm und besitzt so viele Neuronen wir das Gehirn eines Hundes.

Nur durch dieses Gehirn welches eigenständig die Basics unsere Lebensfunktionen steuert, konnte sich unser „offizielles“ Gehirn entwickeln und bei uns die unglaubliche Fähigkeit entwickeln sich selbst wahrzunehmen. Zumindest das was wir denken was wir wahrnehmen.

Objektiv ist das nicht. 10% unserer Entscheidung werden wahrnehmbar reflektiert getroffen. 90% der Entscheidungen sind unterbewusst. Nach den aktuellen Forschungen ist es sogar so, dass die unterbewusste Entscheidung ca. 300 Millisekunden vor der als bewusst wahrgenommenen Entscheidung im Gefühlszentrum gefällt wird und dann durch das bewusste Denken im Nachhinein plausibilisiert wird.

Soviel zu unserem Bild des Homo oeconomicus. Es löst sich auf und die Emotionen sind am längeren Hebel.

Mit diesem Blick sieht man die Welt mit anderen Augen. Es macht aber auch ein wenig Bange, dass eine knallharte rationale Entscheidung bei dem Gros der Menschen nicht zu erwarten ist.

Aber wir sprechen hier ja nicht über Politik, sondern über Gestaltung, Architektur und Kommunikation.

Ohne Emotionen gibt es also keine Entscheidungen. Bei der Vielzahl der Information die bei Entscheidungen auf uns einprasseln können nicht alle Parameter durch unser aktives Denken rational gegeneinander abgewogen werden; zumindest nicht ohne dabei wahnsinnig zu werden oder auf Grund der Zeitspanne nie zu einer Entscheidung zu kommen. Bei diesem Entscheidungsprozess fließen viel Erfahrung und eben auch Emotionen mit ein. Unser Gefühlszentrum spielt mit Hilfe unseres Denkzentrums in hoher Geschwindigkeit durch, welche Entscheidungen zu positiven Ergebnissen und zu positiven Gefühlen im Belohnungszentrum führen. Das Gefühlszentrum fällt am Ende der Befragung des Denkhirns die Entscheidung.

Wir tun also nicht, was wir wollen, sondern wir wollen, was wir tun!

Alle, vor allem komplexere Entscheidungen, müssen für uns emotional verträglich sein und zu unserem eigenen emotionalen Kompass passen. Wird mir das Spaß machen und Lust bereiten. Würde ich das wiederholen? Oder wird das schmerzhaft und ist das mit Misserfolg verbunden?

Stimmen die harten rationalen Gesichtspunkte wie Zahlen, Daten und konkrete Fakten nicht mit unserem moralischen, ethischen und ästhetischen Werten überein, so führt das zu Unwohlsein oder wissenschaftlicher zu kognitiver Dissonanz. Solche Entscheidungen führen meist nicht zur Handlung. Gefühl und Verstand müssen „Ja“ sagen, damit eine Entscheidung zustande kommt.

Produkt- und Architekturwelten müssen also nicht nur funktionieren, sondern sie müssen auch einfach gut und wertig aussehen. Die Ästhetik ist sogar häufig der Grund warum wir etwas für begehrenswert erachten und dabei sogar über kleinere funktionale oder technische Defizite hinwegsehen.

Hässlichkeit verkauft sich nicht. Design und Architektur geben uns eine emotionale Heimat. Gute Gestaltung machen Dinge und Orte zu etwas Besonderem mit denen wir uns gerne beschäftigen und umgeben. Dabei folgt die Form auf keinem Fall nur der Funktion!

Foto: © hamburg.de

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