
Autor: Lars Debbert
Die Welt wird schöner.
Zumindest im ästhetisch gestalterischen Sinne. Überall sind attraktive Bilder in Echtzeit zu sehen und jedes architektonische und gestalterische Genre ist zu finden. Das ist erstmal im wahrsten Sinne des Wortes schön. Es entwickelt sich ein breites Gefühl für Stil und Ästhetik.
Die größten beiden Gestalter und Architekten unserer Zeit heißen somit Pinterest und Instagram. Mit ihren zusammen knapp einer Milliarde Nutzern und Hunderte von Milliarden an Pins und Posts ist das ein unvorstellbar großes kollektives Gedächtnis der Schönheit und des Stils. Strömungen und Highlights auf der gesamten Welt werden in Rekordzeit überall verfügbar und teilbar. In einer Schwarmintelligenz der Ästhetik setzen sich in Echtzeit die von allen als gut und schön empfundenen Stile und Projekte durch. So hat die schleichende Digitalisierung der Kreativität von Gestaltung und der Architektur eingesetzt, die auf gleiche Quellen zur Inspiration und Grundlage zurückgreift.
Das kollektive Gehirn der Kreativität wird durch Designer, Architekten und Innenarchitekten bei jedem Projekt immer wieder angezapft. Dabei entsteht immer Gleiches in neuen Mustern. Die weltweite Vernetzung produziert einen kollektiven Stil auf einer allgemein akzeptierten Basis der zeitgeistigen Ästhetik. Das beste Bild oder der beste Kurator setzt sich durch und landet auf den Boards der Gestalter aus aller Welt. Social Creativity – der lange Arm von Facebook und Co formt die Gestaltung, das Interior Design und die Architektur unserer Welt.
Dabei ist, frei nach Otl Aicher, das Schöne auch auf das Richtige angewiesen, und das Richtige muss sich in der besten Ästhetik entfalten. Ästhetik allein genügt also nicht. Es braucht auch eine starke Botschaft, ein klares Ziel und einen emotionalen Erlebniswert.
Um dies zu erreichen, muss Gestaltung nicht immer im Sinne der Social Creativity demokratisch sein, sondern einen klaren Auftrag mit stringentem Konzept haben.
Auch wenn dies in den immer kürzer werdenden Aufmerksamkeitszyklen und dem immer größeren Anspruch an Visualisierung von der ersten Idee an schwer zu verkaufen ist – der Weg lohnt sich. Alles sieht heute gut aus. Aber Design und Architektur ist die emotionale Beziehung von Inhalt und Form. Wenn dies gelingt, wird es zu etwas Besonderem!
Gestaltung ist Haltung.